Bereits am gestrigen Eröffnungstag hat der 35. Chaos Communication Congress (CCC) mit sehr spannenden Vorträgen aufgewartet. Herausstreichen möchte ich den Vortrag von Antonia Hmaidi zum chinesischen Social Credit System (SCS).
Beim SCS handelt es sich um ein Punktesystem, das die Bürger zu Wohlverhalten bewegen soll. Das Wohlverhalten wird durch ein Regelsystem definiert, über das noch das meiste im Dunklen ist. Ich habe vor ein paar Monaten bereits einmal zum SCS etwas gepostet: Knowledge Is Power, Code Is King and Orwell Was Right.
In etwas weniger als einer Stunde gibt Antonia Hmaidi einige Einblicke in die Denkweise der Entwickler des SCS. Es lohnt sich auf jeden Fall:
Unter GDPR oder unter Schweizer DSG scheint mir das nicht vorstellbar. Ein solches System würde eine Mehrzahl an Grundrechten verletzen. Dennoch: Die Grundlagen sind in fast jedem Land schon längst vorhanden. In der Schweiz haben wir die AHV-Nummer, die in der neuesten Version als solche zwar entpersonalisiert wurde.
Trotzdem ist diese Nummer ein eindeutiger Identfier und wer über den entsprechenden Zugriff verfügt (AHV-Stellen, Steueramt etc. pp.), kann mit diesem Identifier bereits sehr viele Daten zusammensuchen. Verknüpft man das dann noch mit dem Betreibungsregisterauszug, dem Grundbuch und dem Strafregister und lässt etwas Open Source Intelligence einfliessen (crawlen von Facebook, Internetforen (da gibt es alles Denkbare und Undenkbare), Instagram usw.) hätten wir schon ein ähnliches System. Viel fehlt also nicht und wir hätten ein SCS à la China. Solange aber die Grosswetterlage im Bereich Persönlichkeitsschutz nicht kippt, ist das für mich wie erwähnt kaum vorstellbar.
Die Kombination von Steuerdaten, Grundbuchdaten und Betreibungsregisterauszügen ergibt schon heute ein Profil über die Kredibilität; das Abgrasen von Internetforen und den Social Media-Plattformen ergibt zusätzlich ein Persönlichkeitsprofil und in Kombination mit Randdaten unserer Telekomanbieter hat man sogar ein Bewegungsprofil. OSINT-Tools wie z.B. Maltego, Shodan etc. sind schon seit Jahren frei erhältlich und finden breiten Einsatz für Social Engineering-Attacken. Sie liefern im Grossen und Ganzen recht interessante Resultate. Probieren Sie es mal aus!
Rechtsanwalt Roman Kost ist Spezialist für Informationssicherheit und Datenschutz. Als Anwalt vertritt er Sie unter anderem im Bereich des Hackerstrafrechts, sämtlichen Belangen der IT und der Informationssicherheit sowie des Datenschutzes.
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